Von meinen genau 310 Tagen in den USA sind genau die
Hälfte bereits um. Genug Anlass, um mal zurückzublicken und zu
sehen, was mir das letzte halbe Jahr so gebracht hat UND ob ich es
bereue mich für ein ganzes Austauschjahr entschieden zu haben.
Angefangen mit der Orientation in Washington DC, zwei
wunderschöne, turbulente Tage, woraufhin der aufregende erste
Schritt on my way to the USA, das Treffen der Gastfamilie, folgte.
Die erste Heimwehphase, Fall Break, das erste Mal ausgehen mit
Freunden. Ganz besonders den Kulturschock hatte ich nicht erwartet.
Man hat immer diese Traumvorstellung: alles ist groß, alle sind
super nett und freundlich, kleine Diners und Sportsbars und
aufregende Teenie-Lives. Wenn man dann aber bemerkt, dass die
Amerikaner noch nicht einmal ''Guten Morgen'' sagen, das Wasser
stundenlang laufe lassen, tausende Plastiktüten verschwenden und
wirklich viel zu viel Fast-Food essen, kommt fällt man erst mal in
ein ziemliches Loch aus Heimweh und Zweifeln, warum man das ganze
überhaupt macht. Ich bin als komplett unerfahrene Spielerin ins
Basketball Team gekommen und hab ab da an gelernt was es heißt sich
den Hintern abzuarbeiten um zu einem Team dazuzugehören. Es war die
beste Entscheidung weil ich ab da wirklich immer beschäftigt war und
tolle neue Freunde gefunden habe. Dafür musste ich dann auch
sozusagen meine Gastfamilie aufgeben, was ich bis heute nicht bereue,
denn jetzt habe ich einfach gesagt eine bessere Zeit. Thanksgiving
und Weihnachten sind DIE Familienfeste und ab da fühlt man sich dann
wirklich als Teil der Familie und hat auch mal eine kleine Pause von
der bei mir wirklich anstrengenden Schule. Silvester wird hier ja
leider nicht wirklich groß gefeiert, womit mein Neujahr dann zu
einem ziemlich schlechten Start ins neue Jahr mit Heimweh und Tränen
wurde aber auch da kommt man wieder heraus und war wenn es wieder in
die Schule geht – Alltag und Beschäftigung. Die letzten zwei
Wochen bestanden bei mir definitiv aus Basketball, was noch bis Ende
Februar der Fall sein wird.
Auch wenn ich in den letzten 155 Tagen einige Dinge
erlebt habe, die ich nie erwartet hätte je erleben zu müssen und
die meinem Jahr hier wirklich einen gewissen Schatten und
Nachgeschmack verliehen haben, würde ich niemals meine Entscheidung
rückgängig machen dieses Auslandsjahr gewagt zu haben. Ich habe so
vieles über mich gelernt: den Mund zu halten, wenn es einen nichts
angeht, den Mund aufzumachen, wenn man etwas klären muss, den
Menschen zu zeigen, dass man sie schätzt und nur mit den Personen
befreundet zu sein, die einen wirklich so mögen wie man nunmal ist,
denn ich kann nicht ändern wie ich bin und das möchte ich auch gar
nicht mehr. Mein größtes Ziel war immer mehr über mich zu lernen
und mich selbst zu finden, was definitiv gelungen ist. Ich hätte nie
erwartet, wie stark und erwachsen ich sein kann(wenn ich will ;) )
und wie sehr ich es schätze, der Mensch zu sein der ich bin, denn
ich habe mittlerweile eine Vielzahl an Menschen getroffen, die ich um
ihre Persönlichkeit wirklich nicht beneide. Auf der anderen Seite
habe ich aber auch so viele herausragende Charaktere kennen und
lieben gelernt, ohne die ich mir es nicht mehr vorstellen kann.
Das ist auch einer der Gründe, warum ich froh bin, mich
für einen 10monatigen Aufenthalt entschieden zu haben. Ich
persönlich habe gerade erst so die richtig engen Kontakte gefunden
und fange an mit Freunden wegzugehen oder aktiv an ihren Gesprächen
teilzunehmen. Es ist schön die Gewissheit zu haben, auch noch für
Senior Night, Spring Break, Ring Ceremony und Prom da zu sein.
Die erste 155 Tage sind wirklich verflogen und ich bin
gespannt was noch auf mich zukommt und bin sicher, dass ich in einem
Wimpernschlag wieder zuhause bin.